Westliche Zinne Normalweg – Dolomiten
Westliche Zinne Normalweg
Die Alpinsport-Basis war über das verlängerte Wochenende an den drei Zinnen in den Dolomiten unterwegs. Eigentlich wollten wir ein paar Mehrseillängen klettern und evtl. auch klettertechnisch was an den Zinnen machen. Das labile Wetter machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. So vergnügten wir uns in den Sportklettergärten der Region. Für den Normalweg auf die westliche Zinne reichte es aber dennoch und so machten wir uns am Freitag auf zum Gipfel. Eines vorab, die Italiener stehen den Schweizern in nichts nach. Wenn es eine Attraktion in der Region gibt, dann werden die Touristen natürlich auch abkassiert. So kostet die Auffahrt über die Passstraße zur Auronzo-Hütte 22 Euro pro Auto. So muss man kreativ sein, wenn man mit 7 Personen hoch möchte. Wir waren kreativ und haben in den größten Kombi einfach 7 Personen gesteckt. Mit abgedunkelten Heckscheiben kann man im Kofferraum eines Ford Mondeo sehr gut fahren:-).
Einstieg: Nach einem kurzen Verhauer fanden wir den Einstieg zum Normalweg relativ gut. Es ist die dritte Scharte, in die man rein muss. Vom Weg aus ist auch ein Markierungsstein vorhanden, dem man einfach folgen kann. Es geht zunächst über ein Geröllfeld richtung Scharte, bevor uns dann auch schon der erste Schnee begegnette. Die Tour ist eigentlich in den Monaten Juli, August und September zu empfehlen, da dann der Schnee weg ist. Bei uns war dies nicht der Fall, so dass wir erstmal das Schneefeld (ca. 45°, ganz oben auch etwas steiler) hinauf stapfen mußten.
Aufstieg: Am Ende der großen Scharte ging es links weiter über ein etwas steileres Schneefeld, welches auch den Einsatz der Hände erforderte. Nach ca. 50m zweigt dann der Normalweg nach links ab. Der Weg ist übrigens durchgehend mit orangen Strichen und Pfeilen markiert, was die Wegfindung sehr einfach macht. Nun konnten wir den Schnee verlassen und befanden uns endlich im Fels. Man merkte sofort, wo man sich befand. Die Wände steilen sich neben einem unendlich in die Höhe auf, ein unglaublicher Anblick. Es ging erstmal auf einem Weg weiter, bis die erste Felskletterei kam. Diese wäre einfach zu überwinden (ca. UIAA 3-), wenn es nicht angefangen hätte zu regnen. Dadurch wurde die Unternehmung gleich etwas spannender. Dennoch war es problemlos möglich. Nach der Stelle befindet sich auch eine Schlinge mit Karabiner, so dass man auch jemanden mit einem Seil nachsichern kann.
Im Anschluss geht es wieder über Schroffengelände auf einem ausgetretenen Pfad entlang. Hier erwartete uns dann das nächste Schneefeld und weitere Kletterei. Diese war eher leichter und auch mit nassen Fels gut machbar. Es ging nun über längere Zeit durch Fels, teils mit ein paar Querungen, immer den Markierungen folgend, bis wir dann zu einem Kamin kamen. Hier mußte man sich überlegen, ob man diesen frei klettern möchte oder selber absichern. Ich entschied mich für die freie Variante, was auch gut möglich war. Oben befand sich dann sogar ein Abseilplatz mit zwei Bohrhaken, an dem man wieder jemanden nachsichern konnte. Haken befanden sich übrigens nirgendwo in der Tour. Wenn man im Vorstieg sichern wollte, dann nur mit Klemmkeilen oder Friends.
Die Tour wechselt dauernd zwischen Gehgelände und leichter Kletterei, so dass man auch gut vorwärts kommt. Nach dem Kamin ging es wieder über einen ausgesetzten Weg entlang, bis man die Hände erneut gebrauchen mußte. Immer wieder konnte man die Schönheit der Felsformationen bewundern.
Weiter ging es über eine ausgesetze Stelle mit einem Felsbauch. Auch wenn es harmlos aussieht, muss man hier etwas Trittsicherheit und Nerven mitbringen. Anschließend folgen einige Kletterstellen im UIAA 2. und 3. Schwierigkeitgrad. Alles sehr gut machbar, auch ohne ein Seil. Bei Nässe und Schnee sollte man aber aufpassen. Die Stellen sind teils ausgesetzt und einen Fehler sollte man sich nicht leisten. Die letzte Schlüsselstelle erfordert dann auch noch mal etwas Mut. Sie sieht auf den ersten Blick sehr steil aus aber die Griffe sind sehr gut und oben kommt dann auch ein Fixseil. Ein Stand an ein paar alten Schlingen ist vorhanden.
Nach diesem Teil dachten wir, dass wir den Gipfel erreicht hätte, auch wenn kein Kreuz vorhanden war. Dies war, verständlicherweise, ein Irrtum, denn der Gipfel befand sich noch ein kleines Stück entfernt. Es ging weiter über leichte Kletterei und eine mit Fixseil versicherte Stelle zum Gipfel hoch. Als letzte Herausforderung begegnete uns noch ein schmales Band, welches man entlang gehen mußte. Anschließend noch ein spannender Sprung (man kann es auch ab- und wieder aufklettern).
Anschließend hat man es dann geschafft und der Ausblick auf die Große Zinne und die Landschaft macht alle Anstrengungen wett. Bei uns war es leider etwas bewölkt aber einen kleinen Blick auf die große Zinne gestattete uns das Wetter dann doch noch. Es war ziemlich kalt, gut das wir neben den Regenjacken auch warme Bekleidung und Handschuhe dabei hatten.
Der Abstieg: Der Gipfel ist immer nur die halbe Miete, so machten wir uns nach einer kurzen Pause, wartend auf die anderen, dann wieder auf den Rückweg. Es geht exakt den gleichen Weg wieder nach unten nur mit dem unterschied, dass man die Kletterstellen alle abseilen kann und sich somit jede Menge Zeit spart. Die Abseilstellen sind teils mit gebohrten Haken und teils nur mit Schlaghaken und Sanduhren ausgestattet. Mit einem 50m oder 60m Halbseil kann man alle Stellen komplett abseilen, was wir auch gemacht haben. Hat man nur ein Einfachseil zur verfügung, geht es auch. Es sind teils Zwischenstände eingerichtet aber nicht überall.
Anschließend kletterten wir nur noch die Schneefelder wieder ab und rollten über das Geröllfeld zum Wanderweg. In der Hütte genehmigten wir uns noch einen Kaffee (optional Bier) und ein Stück Kuchen.
Fazit: Der Normalweg auf die westliche Zinne ist eine anspruchsvolle und alpine Unternehmung und sollte nicht unterschätzt werden. Es darf nicht mehr zu viel Schnee in der Tour liegen und der 3. Klettergrad sollte souverän beherrscht werden. Von Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mal sowie so ganz abgesehen. Wir haben die Tour teils im Regen gemacht, so das der Fels nass war. Es war aber dennoch gut machbar. Ob man die Tour bei solchen Verhältnissen macht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es ist aber eine traumhafte Möglichkeit auf die westliche Zinne zu gelangen und absolut lohnend. Die Umgebung und die Eindrücke sind einzigartig. Der Weg ist durchgehend mit orangen Strichen und Pfeilen markiert, so dass man sich eigentlich nicht verlaufen kann.