von Artur am 07. September, 2015

Testbericht Hochtourenschuh Lowa Weißhorn GTX

(Geschrieben von Andi)

Durch einen glücklichen Zufall, kam ich diese Saison in den Genuss den Lowa Weißhorn GTX zu testen und nach mittlerweile sieben größeren und kleineren Touren aller Klassen möchte ich euch im Folgenden meine Erfahrungen schildern.

 

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Lowa Weißhorn GT

 

Meine ersten Eindrücke lassen sich wohl am ehesten mit sitzt, passt, wackelt nicht und die Zehen haben Luft, beschreiben. Reinschlüpfen, kurz testen und ich wusste dieser Schuh wird mich dieses Jahr in die Berge begleiten. Keine drei Tage und ein paar kurze Geheinlagen, im heimischen Wohnzimmer, später stand ich also bei leichtem Regen am Einstieg des Seebensee Klettersteigs. Sofort stellte sich mir die typische Frage in so einem Fall. Ist das jetzt eine gute Idee? Neuer Schuh, verschiedene Schnürstärken im Zustieg getestet und schon ein wenig geschafft vom ungewohnten Gehgefühl startete der erste Test. Bereits am Einstieg kam mir die, eben noch verfluchte, Steifigkeit zu Gute. Das ausgezeichnete Stehverhalten auf kleinen Tritten, sowohl frontal oder seitlich, war unter diesen Bedingungen Gold wert.

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Im Klettersteig

 

Meine Befürchtungen einen reinen Hochtourenschuh zu besitzen lösten sich durch diese Tour und die folgenden Wanderungen Gott sei Dank in Luft auf. Als nächstes stand der Test auf Forststraßen, Waldwegen und Wiesen auf dem Programm. Auf diesem doch eher gemischten Terrain gibt es vor bzw. Nachteile. Speziell auf steilen Steigen und Wegen wünscht man sich oft ein besseres Abrollverhalten. Als klaren Vorteil muss man hier allerdings auch den perfekten Seiten- und Fersenhalt hervorheben. Die beiden Komponenten der Lowa Flex Fit Technologie sorgten anfänglich für ein leichtes Taubheitsgefühl im Schuh und veranlassten mich wie bereits am Zustieg zum Klettersteig zu einigen Experimenten bezüglich der Schnürung. Die beiden beweglichen Flex Zone Tiefbeugehaken, im Sprunggelenkbereich, sollen die Ferse fest im Schuh fixieren und in Kombination mit einer freien Lace Loop eine uneingeschränkte Beugebewegung gewährleisten. Hier verspricht Lowa nicht zu viel und nicht zu wenig. Beugebewegungen sind uneingeschränkt möglich und die Zehen versuchen nicht dauernd die Flucht durch die Schuhspitze.

Aber nun genug herumgeplänkelt. Als nächste Tests standen Gratwanderungen und Hochtouren auf dem Testprogramm. „it´s coming home, it´s coming home“ beschreibt es wohl am besten. Schmale Grate, Schotterinnen, blanker Fels, sulziger Schnee und Gletscher sind für diesen Schuh die optimalen Umgebungen. Auch wenn ich anfangs meine Freude darüber zum Ausdruck brachte keinen reinen Hochtourenschuh am Fuß zu haben so lernte ich spätestens jetzt den Schuh zu schätzen. Die erste Tour führte von Melag aus über den Langtauferer Ferner zur Weißkugel und als zweites Ziel wurde der Stüdlgrat am Großglockner auserkoren. Hier wurde die Steigeisentauglichkeit des Schuhs genauer unter die Lupe genommen und an dieser Stelle muss ich mich der Meinung anderer Tester anschließen. Bei der Verwendung von Frontbügeln kann das Anlegen der Steigeisen durchaus fummelig werden. Trotz Anpassung am Vorabend klappte die Montage an keinem Schuh auf Anhieb. An dieser Stelle würde ich im Nachhinein klar Steigeisen mit Korb empfehlen oder mir eine tiefere Frontkerbe wünschen. Als Steigeisen verwendete ich das Sarken von Petzl mit Frontbügel. Wenn man die Montage allerdings hinter sich gebracht hat, dann sitzen die Eisen bombenfest. Lediglich am Abstieg vom Großglockner hatte ich durch Selbstverschulden einen Steigeisenverlust zu beklagen. Eine weitere Funktion die gerade Hochtourengeher und Eiskletterer erfreuen dürfte ist die im Schuh angebrachte zusätzliche Isolierung. Dafür gibt es definitiv einen ganz großen Pluspunkt. Das verwendete GoreTex Futter sorgt gerade auf langen Gletschertouren für ein angenehmes Gefühl im Schuh und verhindert dennoch einen Hitzekollaps an warmen Tagen. Neben diesen beiden Hochtouren musste der Schuh sich auch noch im Bereich der Gratwanderungen beweisen. Hierzu kam der Klassiker Jubiläumsgrat und als sozusagen Langzeittest der Blasengrat vom hohen Gaif über den Hochblassen weiter über den Jubiläumsgrat zur Zugspitze zum Zug. Bei beiden Touren war das klettern bis zum III Schwierigkeitsgrad problemlos möglich. Einen wesentlichen Anteil daran hatte sicherlich die verbaute Vibram Dolent Sohle, welche beste Antirutsch Eigenschaften aufweist und dennoch genug Härte hat um selbst am kleinsten Tritt sicher zu stehen.

 

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Nach mittlerweile fast vier Monaten mit dem Weißhorn kann ich ein durchwegs positives Fazit ziehen. Der Tragekomfort, die solide Verarbeitung, die verwendeten Materialien und Technologien haben mich überzeugt und das obwohl ich immer gesagt habe, am liebsten würde ich einen steigeisenfesten Approach Schuh meine Eigen nennen. An dieser Stelle kann ich eine klare Kaufempfehlung für alle aussprechen die einen Hochtourenschuh mit Allrounder Qualitäten suchen.

Technische Details:

Weißhorn GTX

LOWA-Index 1 / Alpin

Obermaterial: Veloursleder, Mikrofaser

Futter: GORE-TEX® Duratherm

Sohle: Vibram® Dolent, neu besohlbar

Farbe: Limone/schwarz

Steigeisen: Kipphebel/Frontbügel

Gewicht: ein Paar 1980 g/Gr.8 Einlegesohle: EVA, Polyester (Fleece)

Getestete Größe: UK Gr.11 (EU 46,0) In meinem Fall war es so, dass ich den Schuh in derselben Größe nehmen konnte wie meine Alltagsschuhe (EU-Gr: 45,5-46,0).

Kaufen könnt ihr den Lowa Weißhorn GTX in der Alpinsport Basis