Testbericht Expeditionsschuh Lowa Expedition 6000 Evo RD
by Xari
Dieses Jahr ging es für mich auf die Abschlussexpedition des DAV Expedkaders nach Kyrgyzstan. Ziel war die Südwand des Pik Chapaev (6371m), diese wollten wir erstmals durchsteigen. Mit im Gepäck war der „Expedition 6000 Evo RD“ von Lowa, ein Expeditionsschuh, welcher sich besonders für Expeditionen bis 6000m eignet, aber auch für extreme kombinierte Westalpentouren.
Der Schuh verfügt über einen herausnehmbaren Innenschuh, aus schnell trocknendem Drylex-Innenfutter und einer 200 Gramm Primaloft®-Isolierung, sowie über eine komplett neue Gamaschenkonstruktion welche mit GORE-TEX® hinterlegt ist und über eine Keramikbeschichtung verfügt, so die Facts.
Den Schuh wählte ich eine halbe Nummer größer als meine Straßenschuhgröße, da ich ihn mit dicken Socken Anziehe und an den Zehen noch etwas Platz brauche, um Zehengymnastik zu machen, falls diese kalt werden.
September. 2015. Inzwischen befinden wir uns im Basislager, auf über 4000m am South Inylchek Gletscher umrahmt von mächtigen 7000ern wie „Khan-Tengri“ und „Pik Pobeda“. Nach einer ersten Erkundungstour steht fest unser Ziel ist zu gefährlich, ein großer Gletscherbruch mit unzähligen Seracs, macht den Einstieg in die Wand unmöglich. Im Basislager diskutieren wir über Alternativziele, welche schnell gefunden sind.
Bald schon starten wir mit schweren Rucksäcken Richtung Vorgeschobenes Basislager. Hier bekomme ich einen ersten Eindruck vom „6000 Evo Rd“. Drei Stunden geht es über Geröll und am Ende auch über Gletscher ehe wir das ABC erreichen. Ganz klar der Schuh ist etwas Klobiger, als ein normaler Westalpenschuh, trotzdem ist er angenehm zu gehen und der Fuß hat festen Halt im Schuh.
Am nächsten Morgen geht es mit dem ersten Licht los Richtung Otkrytyj (5664m), welchen wir über eine steile Eis und Schneeflanke besteigen wollen. Beim Gehen knirscht der Schnee unter den Schuhen und wie der Hersteller verspricht, sind die Füße schön warm. Am Wandfuß angekommen, schnallen wir die Steigeisen auf. Der Schuh ist voll Steigeisen fest und somit können Steigeisen mit Kipphebel/Frontbügel verwendet werden, aber natürlich auch Kipphebel/Körbchen. Die Wand hat Steilaufschwünge bis ca. 70° und auch hier zickt der Schuh nicht, die Ferse hat festen Halt und der Innenschuh rutscht nicht beim Schlagen und gehen auf Frontalzacken.
Am frühen Nachmittag stellen wir auf 5100m an einem geschützten Platz unsere Zelte auf, für heute war es das erst einmal. Wir kochen Tee und trinken viel. Außerdem ziehe ich den Innenschuh aus dem Schuh und aus diesem wiederum die Sohle, diese lege ich unter meinen Pulli, damit diese morgen Früh schön warm ist, die Innenschuhe kommen Abends in den Schlafsack.
Der nächste Morgen ist kalt. Im Zelt schnüre ich meine Innenschuhe, welche schön warm sind, dann schlüpfe ich in den Außenschuh, welcher sich auch mit Handschuhen super Schnüren lässt. Wieder stapfen wir los. Heute soll es auf den Gipfel gehen. Wir sind zu viert unterwegs, jeder spürt die Höhe und muss ordentlich schnaufen. Kurz vor Mittag erreichen wir schließlich den Gipfel. Die Aussicht ist gewaltig, wir machen kurz Pause ehe wir uns an den Abstieg machen.
Am nächsten Tag erreichen wir mit der ersten Erstbegehung im Gepäck das Basislager. Nach einigen Tagen Pause geht es wieder über die Moräne zu unserem ABC. Das nächste Ziel ist die Nordwand des Tehglavyj (5250m). Wir teilen uns in zwei Teams auf und wollen uns an zwei Linien im rechten Wandteil versuchen. Wieder starten wir mit dem ersten Licht.
Andi, Trainer David und ich versuchen über eine 500m hohe Eiswand auf einen Schneerücken zu kommen, über den wir weiter auf den Gipfel steigen wollen. Am späten Vormittag steigen wir mit brennenden Waden auf den Schneerücken aus, ein eisiger Wind peitsch uns ins Gesicht. Die Finger werden kalt, die Füße bleiben dank warmer Schuhe warm. Am Nachmittag stehen wir endlich auf dem Gipfel. Über den Schneerücken steigen wir ab und erreichen am Abend das Basislager. Beiden Teams gelang heute eine Erstbegehung, bzw eine Erstbegehung und eine Variante zu einer bestehenden Route.
Bis jetzt hatten wir fast nur perfektes Wetter, dies sollte sich die nächsten Tage jedoch ändern, also entschieden wir uns Gebiet zu wechseln und so besucht wir noch für sechs Tage die Ala-Archa Region. Die Gipfel dort sind zwischen 4000m und 5000m hoch. Dort kletterten wir noch einige Routen, bis zu 1000m hohe Eisflanken ähnlich wie in den Westalpen.
Nach fünf Wochen in Kyrgyzstan ging es wieder zurück nach Deutschland und ich muss ehrlich sagen ich bin begeistert von dem Schuh. In den Fünf Wochen die wir unterwegs waren hatte ich in diesem Schuh kein einziges Mal Eis kalte Zehen oder mir Blasen gelaufen und der Schuh steht trotz ordentlichem Einsatz noch immer da wie Neu. Daher kann ich den Lowa „Expedition 6000 Evo RD“ mit bestem Gewissen allen Empfehlen, die eben eine warmen Schuh für Expeditionen bis 6000m suchen oder für anspruchsvolle Unternehmungen in den Alpen.
Technische Details:
Obermaterial: Textil, Gummi
Futter: Textil, Primaloft® 200 Isolierung
Sohle: Vibram® Dolent, neu besohlbar
Gewicht: 2600 g/Paar Gr. 8
Farbe: limone/schwarz
Größen: UK 4 – 12
Artikel Nr.: 230064 7299
Steigeisen: Kipphebel/Frontbügel
Kaufen könnt ihr den Lowa Expedition 6000 Evo RD bei der Alpinsport Basis