Skihochtour auf den Monte Cevedale
Wir waren mal wieder unterwegs. Und weil das Wetter in den Nordalpen nicht so fantastisch werden sollte, haben wir uns entschieden vom 23. -26.02. 2012 in den Süden zu fahren. Als Ziel stand der Cevedale auf dem Programm. Wir fahren am Donnerstag ganz enspannt und nicht zu früh los und kommen am Nachmittag im Vinschgau an. Das Auto am Ende des Martelltales abgestellt, geht es mit Vollausrüstung in Richtung Zufallhütte und dann weiter zum Winterraum der Martellerhütte. Hier leisteten wir uns schon den ersten kleinen Verhauer, indem wir nicht dem Winterweg zur Martellerhütte am Damm folgen, sondern dem Sommerweg. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil und wir haben daraus auch gelernt. Der Sommerweg ist recht steil und bei so wenig Schnee kaum auf Skiern zu bewältigen. So heißt es zum ersten Mal auf der Tour die Ski auf den Rücken und zu Fuß weiter. Dies sollte aber auch nicht das letzte Mal sein. Der Winterweg zur Martellerhütte ist zwar etwas länger aber definitiv zu empfehlen. Er zieht dem Tal weiter entlang und zieht dann steil Richtung Hütte.
Im Winterraum angekommen, machten wir noch ein paar LVS- und Spaltenbergungsübungen, bevor es ans Kochen geht. Wir sind auch nicht alleine, eine zweite Seilschaft mit Schneeschuhen haben den beschwerlichen Zustieg über den Sommerweg ebenfalls auf sich genommen und sind mit uns im Winterraum. Der Winterraum der Martellerhütte ist super ausgestattet und neu. Es gibt eine Heizung, die im Winter scheinbar kontinuierlich läuft. Allerdings findet ihr keinen Ofen zum Kochen, so dass ein Kocher mitgenommen werden muss.
Am nächsten Morgen geht es dann gegen 6 Uhr los, das Wetter sieht sehr vielversprechend aus. Wir wählten die neue Route über den Zufallferner. Diese ist zwar länger aber dafür nicht ganz so steil und kompliziert, wie die über den Fürkelferner und die Zufallspitze. Die Schneeverhältnisse sind zu dem Zeitpunkt auch eher schlecht. Es hat nur sehr wenig Schnee und die meisten Wände sind mit Blankeis überzogen. Mit steilen Aufstiegen kann man in den Tagen nicht punkten. Nach einem langen Hartsch über den Gletscher, man folgt dabei eigentlich die ganze Zeit parallel den Zufallspitzen, erreichten wir die Abzweigung zur Casati-Hütte. Hier machten wir dann unser Materialdepot (Schlafsäcke, Kocher, etc.) und gehen mit Leichtgepäck weiter Richtung Cevedale. Das Wetter meinte es richtig gut mit uns. Die Sonne scheint die ganze Zeit, obwohl es durch den Wind dennoch recht kalt ist. Voll motiviert steigen wir den Zufallferner im Linksbogen weiter Richtung Gipfel des Cevedale hinauf. Das Gelände ist dort noch recht flach und einfach.
Kommt man unterhalb des Gipfelhangs an, ragt der Cevedale doch auf einmal recht stark nach oben. Hier gilt es erstmal die kleine Randkluft mit den Skier zu übersteigen, was bei den aktuellen Verhältnissen gar nicht so einfach war. Der Schnee war entweder knüppelhart gepresst und rutschig oder es waren Pulverschneeansamlungen vorhanden, die fast komplett abrutschten, wenn man mit den Skier draufstand. Zudem ist das Gelände in diesem Bereich auch nicht sehr flach, so dass man konstant nur auf den Kanten der Skier, bzw. den Harscheisen steht. Hat man diese Hürde überwunden, geht es kontinuierlich aber steil mit den Skier die Nordflanke hinauf. Auch hier war stets Vorsicht geboten, damit die Harscheisen auch gut im harten und eisigen Schnee hielten. So lief es zwar langsam aber gut bis ca. 20m unterhalb des Sattels. Ab hier gab es nur noch Blankeis, so dass weder die Ski, noch die Harscheisen etwas aurichten konnten. Wir setzten zwei Eisschrauben zur Sicherung und legten die Steigeisten an. Die Ski kamen auf den Rücken. Die letzten Meter zum Sattel gingen mit den Steigeisen völlig unproblematisch. Am Sattel angekommen muss man nur noch einen kurzen Steilhang überwinden und zum Gipfel des Cevedale laufen. Hier machten wir noch eine interessante Erfahrung, indem einer von uns bis zu den Schultern in eine Spalte einbrach. Also auch oben weiterhin aufpassen und am Seil laufen, sonst ist man auf einmal weg. Die letzten Meter zum Gipfel genießen wir absolut, nach diesem recht langen anstieg. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und die Aussicht fantastisch. Man sieht weiter im Süden bereits die markanten Gipfel der Dolomiten und weiter westlich die hohen Gipfel der Westalpen. Eine Traumaussicht und das ganz für uns allein.
Nach einem Gipfelschnaps und einer guten Brotzeit machen wir uns wieder auf den Rückweg. Die ersten Meter in der Nordflanke steigen wir wieder mit Steigeisen ab, bevor wir dann die Ski anschnallen. Den mühsamen und recht anstrengenden Anstieg machen wir hier mit ein paar Schwüngen einfach weg und sind schon wieder unten am Fuß des Cevedale. Die weitere Abfahr über den hart gepressten und wie auf dem Mond geformten Schnee ist eine Tortour für die Beine und hat absolut nichts mit Skifahren zu tun. Es geht nur darum, unbeschadet wieder unten am Depot anzukommen. Nachdem wir unsere Sachen wieder eingesammelt haben, fahren wir weiter zum Winterraum der Casati-Hütte (Refugio Guasti). Unsere Mitbewohner von der Martellerhütte sind auch schon da und schaufeln gerade den Eingang frei. Sie wollen am nächsten Tag den Cevedale mit Schneeschuhen probieren. Als wir endlich in den Winterraum kommen stellen wir fest, dass es eine ganz schöne Bruchbude ist. Es stehen zwar ein paar Betten mit Decken drin aber ansonsten gibt es nichts. Das Bild täuscht leider etwas. Kein Ofen, kein Licht aber dafür -5°C. Draußen scheint noch die Sonne, so dass wir uns nach draußen setzen und uns auf eine sehr kühle Nacht im Schlafsack einstellen. Am nächsten Tag besuchen wir noch die Tre Canoni, die Cima Marmotta und das Hohenferner Joch, bevor es dann zur Zufallhütte geht. Hier genießen wir dann endlich wieder etwas Wärme, die Saune und ein gutes Essen, bevor es am nächsten Tag dann Richtung Auto geht.
Fazit: Der Cevedale ist bei guten Schneeverhältnissen sicherlich eine eher einfache und sehr schöne Skitour. Allerdings steht man dann auch nicht alleine auf dem Gipfel, wie wir das Glück hatten. Man muss aber einiges an Strecke zurück legen, damit man das Ziel erreicht. Etwas Ausdauer ist durchaus von Nöten.