von Arthur am 20. Mai, 2013

Mittagsreisn mit Überschreitung Waxensteingrat / Waxensteinkamm

Ein schöner Tag kündigt sich am 18.05.2013 an und wir entschließen uns mal wieder eine schöne alpine Tour zu machen. Da das Wetter allerdings nur bis Sonntag Mittag halten soll, bleiben wir im werdenfelser Land und wollen etwas spannendes bei Garmisch machen. Nach kurzer Überlegung steht das Ziel fest – die Überschreitung des Waxensteingrat mit Zustieg über die Mittagsreis’n steht uns heute bevor .

Der Zustieg zur Mittagsreisn ist einfach. Das letzte Geröllfeld zieht sich zwar etwas, aber dann kann es losgehen. Wir ziehen die Steigeisen an, holen die Eisgeräte raus und steigen auf dem Firn nach oben. Unten ist es noch sehr flach und wir kommen gut voran.

Zustieg übers Geröllfeld

Mittagsreisn Einstieg

Im mittleren Teil der Rinne wird der Schnee langsam sehr weich und es kommen schließlich drei Mixed-Passagen, die wir aber problemlos überwinden können. Die Kletterei macht richtig Spaß und ist nicht zu schwer. Zudem sind einige geschlagene Abseilstände in der Rinne, sodass man zwischendurch bei Bedard auch sichern könnte. Ansonsten ist der Fels relativ brüchig, man muss ein wenig aufpassen, wohin man tritt.

Felspassage in der Mittagsreisn

schöne Kletterei

In der Mittagsscharte (2045m) angekommen, machen wir erst einmal eine schöne Brotzeit in der Sonne. Es ist schön warm und wir genießen den Tag mit einem beeindruckenden Ausblick auf Alpspitze, Jubiläumsgrat und Zugspitze. Anschließend folgen wir dem Schafsteig westwärts bis wir nach kurzem Abstieg nach rechts (Norden) auf den Grat aufsteigen können.

auf dem Weg zum Grat

Aufstieg zum Waxnsteingrat

Am Grat angekommen, geht es gleich zu Sache. Die Wegfindung ist nicht einfach und solides Klettern am ausgesetzen Grat ist gefragt. Bereits nach kurzer Zeit erreichen wir die erste Abseilstelle kurz vor dem Großen Waxenstein mit einem Normalhaken und einer Köpfelschlinge. Wir seilen ca 15 Meter in eine Scharte ab und müssen auf der anderen Seite der Scharte, die erste ernste Kletterstelle hoch zum Großen Waxenstein bewältigen. Der Fels ist hier aber einigermaßen fest, in den anderen Passagen ist dies nicht der Fall. Somit ist an dem gesamte Grat immer vorsicht geboten, was man greift. Wahrscheinlich auch der Grund, warum der Grat nicht so viele Begehungen hat. Die Schwierigkeiten reichen am Grat immer wieder bis zum vierten Schwierigkeitsgrad. Dies sollte man in jedem Fall sicher und seilfrei klettern sollte. Alles zu sichern wäre sehr langwierig, schwierig und praktisch nicht durchführbar. Dennoch sollte man ein 50Meter Zwillings- oder Halbseil und auch ein paar Reepschnüre zum Abseilen dabei haben.

Abseilstelle am Grat vor der Scharte zum Großen Waxenstein

Großer Waxenstein

 

Kurz nach dem großen Waxenstein kommt erneut eine Abseilstelle. Oben ist ein Normalhaken mit alter Reepschnur und ca 1,5 Meter weiter unten noch einmal ein gebohrter Expressanker – an beiden kann man abseilen und sollte die Möglichkeit auch nutzen, da es unten kurz über dem Klemmblock auch steil wird. Man folgt dem Gratverlauf in ausgesetzter Kletterei weiter bis zum Hinteren Waxenstein. Wenn ich mich richtig erinnere haben wir vor dem Sattel, nach welchem es dann weiter zur Schöneckspitze geht auch noch einmal abgeseilt.

ausgesetzte Kletterei am Grat

Gehpassagen sind eher selten

Poserblock

Im Sattel angekommen nicht von der steilen Flanke und dem Aufschwung zur Schöneckspitze beeindrucken lassen. Erstens befindet sich unten ein Normalhaken von dem man auch den Vorsteiger sichern könnte und zweitens ist die Kletterei zwar sehr ausgesetzt aber ebenfalls nur ca III+ bis IV- … geht also recht gut, sieht aber vorher recht „furchteinflösend“ aus. Man folgt dem Gratverlauf einfach weiter, passiert irgendwann im Abstieg einmal einen wirklich schmalen, sehr ausgesetzten Gratabschnitt, der mit einer etwas windigen Reepschnur und ein paar Normalhaken, sozusagen als Führungsleine „gesichert“ ist und erreicht wiederum nach einiger Zeit die Schönangerspitze. Auch hier den Grat einfach weiter folgen, der irgendwann immer schmaler wird und man schließlich schon das Kar „Schöner Anger“ sieht. Der Grat hört dann ziemlich abrupt auf und fällt ca 40m zum Sattel ab. Wenn man zwei 50m Seile dabei hat, reicht einmal abseilen. Den Block mit der oberen Köpfl-Reepschnur zum ersten Abseilen, der sich in einer Scharte befindet, bitte in jedem Fall vorher noch einmal prüfen, da der bei uns schon etwas gewackelt hat. Wenn man – wie wir – nur ein 50 Meter Halb- oder Zwillingsseil dabei hat, dann muss man hier zweimal abseilen. Am zweiten Köpfl haben wir ein weißes Schlauchband verknotet….dieser Köpfl sah recht gut aus.

 

Abklettern am Grat

Toller Ausblick über den Eibsee

Fazit:

Ein lohnenswerte Tour, auch wenn der Grat nicht oft begangen wird. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass es sich um eine wirklich anspruchsvolle, lange Gratkletterei in ift brüchigem Gestein handelt. Am Grat sollte man daher den 4. Grat sicher klettern können. Ein 50-Meter-Seil (Halb- oder Zwillingsseil) und auch ein paar Reepschnüre zum Abseilen sind absolute Pflicht. Ansonsten steht man irgendwann in der Sackgasse und kommt nicht mehr weiter. Wenn man den Blassengrat mal als Referenzpunkt ansetzt, würde ich den Waxensteingrat schon noch eine Spur anspruchsvoller einstufen. Zustieg ist länger und schwieriger. Die Kletterei am Grat meiner Einschätzung nach vergleichbar, aber das Gestein am Waxensteingrat ist brüchiger. Es sind mehr zwingende Abseilstellen vorhanden als am Blassengrat und der Waxensteingrat ist auch etwas länger. Der Weg am Grat ist aufgrund der wenigen Begehungen oft mit Schutt und Geröll bedeckt, was quasi ein Gehen ohne gelegentliches Auslösen von Steinschlag sehr schwierig bzw. fast unmöglich macht. Der Waxensteingrat ist deutlich stärker zerklüftet als der Blassengrat was dazu führt, dass man viel häufiger auf- und abklettern bzw. umgehen muss.

 

Materialempfehlung:

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