Klettern in El Chorro/Spanien
Es ist Ende Mai und Fronleichnam naht. Eigentlich haben wir für dieses lange Wochenende einen Trip nach Feltre geplant und wollten dort vier Tage entspannt klettern, grillen und chillen. Um so öfter wir aber in den Wetterbericht schauen, umso schlechter wird er. Regen, Regen, Regen, überall wo man hinschaut. Wir sind frustriert und suchen nach Alternativen. Da kommt die Idee meiner Freundin einfach nach El Chorro zu fliegen. Sie war da schon letztes Mal und es soll absolut super sein. Kurz das Wetter gecheckt und schon steigt die Laune wieder. Durchgehend um die 30°C und Sonnenschein. OK, jetzt erst mal die Flüge checken und los geht´s. Ryanair fliegt zwei mal die Woche nach Malaga, ein mal von Memmingen und ein mal von Nürnberg. Da alle Flüge von Memmingen augebucht sind, nehmen wir Nürnberg. 160€ pro Person kostet uns der Flug inkl. Gepäck, das ist schon mal richtig günstig. Es ist Dienstag, Donnerstag geht der Flug. Noch schnell die Finca in El Chorro reserviert, Mietwagen gebucht und zwei Tage später geht es los.
Bei unserem Abflug regnet es in Strömen, was uns ziemlich egal ist. Wir checken in Ruhe in Nürnberg ein und setzen uns in den Flieger. Drei Stunden später landen wir in Malaga, es hat sicherlich an die 22°C, nachts. Wir holen den Mietwagen, legen einen kurzen Stopp beim Mc ein und fahren ca. 60Km ins Landesinnere nach El Chorro. Der Schlüssel steckt bereits im Schloss als wir ankommen. Es sieht schon nachts sehr chillig und entspannt aus. Wir hauen uns gleich ins Bett, am nächsten Morgen wollen wir gleich Gas geben und klettern gehen.
Der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und über 20°C. Wir frühstücken auf der Terasse und machen uns dann auf Richtung Frontales, einem riesigen Felsriegel mit zahlreichen Sektoren, Sportkletterrouten und Mehrseillängen. Die nächsten 7 Tage sieht der Tagesablauf fast immer gleich aus. Frühstücken in der Sonne, Klettern, klettern, klettern und zum Tagesabschluss ein Sprung in den Pool, über den übrigens eine Slackline gepannt ist. Die ganze Anlage ist auf Kletterer ausgelegt und eines der größten Winterklettergebiete Spaniens.
Folgende Gebiete haben wir besucht:
Frontales (Sektor Escalera Arabe): viele einfache Routen, auch super für den ersten Tag oder für Anfänger. Hier gibt es einiges im Franz. 4. und 5. Grad, so kommt jeder auf seine Kosten. Allerdings findet man in fast jedem Gebiet in Frontales auch schwerere Routen. Die Routen sind prinzipiell sehr gut abgesichert. Allerdings ist der gesamte Riegel südseitig ausgerichtet, so dass es im Frühjahr auch recht heiß werden kann. Uns hat es nicht gestört, da wir uns nach Sonne und Wärme gesehnt haben.
Frontales (Sektor Albercones): ganz links vom Tunnel ist ein Gebiet mit vielen leichten Routen für den Einstieg. Hier gibt es auch 3er, 4er und 5er. Allerdings sollte man hier einen Helm mitnehmen, da ab und zu was runter kommt. Der Bereich rechts vom Tunnel im Wald ist super, wenn man wenig Zeit hat und etwas Schatten beim Sichern haben möchte. Die Routen sind hier steil und lang aber absolut fantastisch und lohnend. Den Fels durchziehen viele kleine und große Quer- und Längsrisse, einfach eine geile Kletterei. Es fängt hier allerdings bei 5+ erst an und diese ist auch keine richtige 5+. Die Routen sind aber top abgesichert, man kann somit überall einfach mal einsteigen. Es gibt einige schöne Touren zwischen 6a und 7a. Aufgrund der kurzen und einfachen Anfahrt und dem Schatten sind die Routen aber teils schon leicht abgespeckt. Man fährt zu dem Gebiet direkt am Bahnhofsgebäude in El Chorro links vorbei und folgt der Straße Richtung Camping. Der Parkplatz befindet sich direkt am Zugtunnel. Mit dem Auto kann man quasi bis fast vor den Einstieg fahren, wenn man das nötige Auto hat. Wir haben das Mietauto weiter hinten im Wald geparkt, da der Weg ziemlich große Schlaglöcher aufweist. Der Unterboden freut sich ansonsten.
Frontales (Sektor Austria): Ein schöner Sektor mit Routen von einfach bis schwer. Den Sektor erreicht man schneller, als z. B. Arabe. Der Weg geht gleich in der zweiten Kurve links ab. Hier sind wir eine fantastische 6b geklettert aber auch einige andere und auch leichtere Routen für Anfänger sind vorhanden. Der Fels ist super und nicht abgespeckt. Will man etwas Schatten haben, dann kann man in Richtung Höhle gehen. Hier wird es dann aber recht schwer. Außerhalb der Höhle gibt es aber auch einfache Sachen. Der Sektor ist südseitig ausgerichtet, wie der gesamte Frontales.
Val de Abdalajis: andere Felsstruktur als in Frontales. Hier ist am Anfang alles eher plattig, rund und mit Rissen durchsetzt. Weiter links wird es steiler und sogar mit Dächern. Aber auch hier sind die Routen super abgesichert, zumindest in dem Teil, in dem wir waren. Es gibt am Anfang auch viele einfache und kurze Routen im 4. und 5. Franzosengrad. Geht man weiter nach hinten, werden die Routen auch länger, schwerer und sehr abwechslungsreich. Man findet somit fast überall etwas, was man klettern kann in allen Schwierigkeitsgraden. Auch dieses Gebiet ist südseitig und somit recht warm im Frühjahr. Anfahrt ist im Führer beschrieben.
Roca Bella: durch einen Tipp sind auf das Gebiet Roca Bella gestoßen, welches allerdings nicht im Kletterführer von Rockfax drin ist. Dieses Gebiet ist eher klein und mit moderaten Schwierigkeitsgraden (ab Franz. 3 bis 6b). Hier gibt es sehr viele leichte Routen, die sich sehr gut für Anfänger eignen. Roca Bella hat allerdings einen Vorteil, es ist nordseitig ausgerichtet. Nach drei Tagen Sonne, wollten wir mal einen Nachmittag im Schatten verbringen und sind nach Roca Bella gefahren. Das Gebiet zweigt auf dem Weg nach Val de Abdalajis bei einem Briefkasten (an einem Stein) nach links ab. Nach ca. einem Kilometer (ein paar Fincas am Weg) ist das Gebiet auf der linken Seite im Schatten zu sehen. http://www.klettern-in-spanien.de/fileadmin/files/Download/Roca_Bella_Nord.pdf
Mehrseillängen: wir sind auch drei Mehrseillängen geklettert. Von denen gibt es im Gebiet Frontales auch unzählige, viele sind auch in dem Führer (Rockfax) gar nicht erwähnt. Es gibt von sehr einfach bis unglaublich schwer einfach alles! U. a. sind wir die Route Amptrax im Sektor Albercones geklettert. Diese Route zählt zu den 50 besten des Gebietes und das konnte sie auch wirklich halten. Die Kletterei ist steil und ausgesetzt, der Wahnsinn. Die Bewärtung liegt bei 6a, was völlig OK ist. Es kommen immer wieder große Griffe, man muss nur etwas suchen. Aufgrund der Bewertung mit „Best 50“ hat die Route natürlich auch ein paar Begehungsspuren und auch ein wenig Speck. Die Absicherung ist aber super und die Aussicht aus der Tour fantastisch. Allerdings sind wir nur die ersten 4 Seillängen geklettert, bis zum Quergang. Den haben wir uns dann gespart und haben abgeseilt. Zudem sind wir im Sektor Escalera Arabe eine einfache 5er Mehrseillänge über 8 SL geklettert. Auch in den leichten SL war die Route Top eingerichtet und die Standplätze mit zwei Bohrhaken und einer Kette verbunden. Ein 70m Seil ist allerdings von Vorteil, da die Seillängen auch über 30m haben können. Dies gilt prinzipiell für El Chorro.
Camino del Rey: der Camino del Rey ist ein absolutes Muss, wenn man in El Chorro ist. Der Anfang des 19. Jahrhunderts gebaute Steig für den spanischen König ist ein absolutes Highlight. Seit kurzem ist der Zustieg und der gesamte Steig mit einem dünnen Drahtseil versichert, so dass man das Ganze wie einen Klettersteig gehen kann. Es kostet ein wenig Überwindung, ist aber mit dem Seil halb so schlimm. Was dann kommt, ist absolut beeindruckend. Der Steig führt durch eine Schlucht mit riesigen Wänden, Wasser und tollen Tiefblicken in einer wunderschönen Natur. Bringt man etwas Können mit, dann kann man auch hier viele schöne Routen klettern. Geht man den Steig bis zum Ende des ersten Teils, dann erwartet einen eine fast schon kitschige Badebucht mit Felswänden, Sandstrand, Blumen und ausgewaschenen Steinen. Man könnte fast denken, Hollywood hätte sich dieses Stückchen Erde für einen Film ausgedacht, es ist aber echt.
Infos Klettern in El Chorro:
El Chorro: El Chorro ist eigentlich ein Winterklettergebiet. Allerdings kann man, wenn das Wetter in Deutschland schlecht ist, auch noch im Mai dort hin fliegen. Es ist dann einfach sommerlich warm und man kann den Pool nutzen. Ab Juli wird es dann wahrscheinlich zu heiß zum Klettern. In der späteren Zeit sind Sonnencreme, Cap und auch Mückenspray von Vorteil.
Kletterführer: Es gibt einige regionale Kletterführer, die aber nicht so gut sind. Der Kletterführer von Rockfax ist echt super und es gibt jetzt auch eine kostenlose Aktualisierung. In El Chorro kommen angeblich jeden Monat fast 30 neue Routen hinzu. http://www.rockfax.com/tagged/spain/
Flug: Es gehen jede Woche billige Flüge mit Ryanair nach Malaga von Memmingen und Nürnberg aus. Beim Buchen aufpassen, Ryanair macht es einem nicht einfach (nichts falsches anklicken, ansonsten zahlt man mehr oder hat eine Waschmaschine gekauft). Man zahlt auch zusätzlich für jedes Gepäckstück, nur Handgepäck (10Kg) ist frei. Aufpassen, keine Exen, Seile, Karabiner oder ähnliches im Handgepäck mitnehmen. Wir haben 20Kg Gepäck für 60€ dazugebucht, das hat für 2 Personen mit Handgepäck für eine Woche gereicht. Packt so, dass es passt, ansonsten wird es dann am Flughafen teuer mit zusätzlichem Gepäck.
Mietwagen: Es empfiehlt sich einen Mitwagen gleich in Deutschland oder bei Ryanair mit zu buchen, das ist sehr günstig. Man bekommt schon für 100€ pro Woche einen akzeptablen Mietwagen, den man vor Ort auch braucht. Zum nächsten richtigen Supermarkt mit großer Auswahl sind es ein paar Kilometer von El Chorro aus. Zudem erreicht man einige Gebiete nur mit dem Auto.
Unterkunft: Unterkünfte gibt es genügend in der Gegend. Wir waren in der Finca la Campana http://www.fincaelchorro.com/ und die Woche hat uns pro Person ca. 115€ gekostet, also sehr günstig. Die Anlage ist groß, hat einen Pool, eine kleine Boulderhöhle, ein Trampolin und man kann problemlos grillen. Die Fincas sind mit einem Kamin für den Winter und mit einer Küche ausgestattet. Auch ein Kühlschrank, kein Gefrierfach. Es ist kein Luxus, man hat aber alles, was man braucht. Der Umgang ist eher spanisch entspannt und sehr chillig:-)! Ein kleiner Shop mit dem absolut Nötigsten ist auch da. Der Campingplatz in El Chorro soll eher teuer und nicht ganz so toll sein. Zudem gibt es noch die Climbing Lodge, die auch sehr gut sein soll.
Supermarkt: der nächste große Supermarkt ist in Alora, ca. 15 Km entfernt. Hier kann man einen Großeinkauf machen und bekommt alles, was man braucht. Auch Grillfleisch, Fisch, etc.
Routen: Es gibt Routen in allen Schwierigkeitsgraden und Längen. Man kann auch alpine Sachen klettern, die nicht so gut abgesichert sind.
Bewertung: die Bewertung ist eher moderat, hängt aber natürlich auch vom Alter der Route und dem Gebiet ab.
Absicherung: Die Absicherung ist wirklich fantastisch. Die Umlenker und Standplätze sind meistens mit zwei Borhaken und einer Kette ausgestattet. Im Camino sind allerdings einige Haken stark verrostet.
Mehrseillängen: Gibt es auch sehr viele und in allen Schwierigkeitsgraden. Was das Herz begehrt.
Material: Ein langes Seil (70m) und viele Exen (15 Stück) sollte man mitnehmen. Dann kann man auch die fantastischen langen Routen klettern. Ansonsten normale Kletterausrüstung und evtl. einen Helm. Friends und Keile braucht man nicht, wenn man diese nicht verwenden möchte. Es gibt genug gut abgesicherte Routen.