von Artur am 07. November, 2013

Funktional, warm und nachhaltig – Unterbekleidung aus Merinowolle

By Monika

Der Winter steht vor der Tür und mit ihm eine Reihe von Aktivitäten in gefrierender Nässe oder klirrender Kälte. Wer gerne auf Schneeschuh- oder Skitour, zum Ski fahren oder zum Eisklettern geht, wird sich Gedanken über warme, isolierende aber trotzdem funktionale und vor allem leichte Unterbekleidung machen.

Seit ungefähr 20 Jahren wird zu diesem Zweck – eben der Herstellung funktionaler, perfekt isolierender und trotzdem leichter Unterbekleidung – der natürliche Rohstoff Merinowolle verarbeitet. Obwohl Merinowolle, wie jede Wolle, als natürlicher Rohstoff am Schaf wächst, hat Merinowolle mit der kratzenden Schurwolle, wie wir sie vielleicht von Omi’s selbstgestrickten Wintersocken kennen, nur wenig gemein.

Merinowolle ist besonders fein und kann zu einer Faser verarbeitet werden, die etwa viermal feiner als ein menschliches Haar ist. Das Ergebnis der Verarbeitung dieser sehr feinen Wollfaser ist Bekleidung, die wunderbar auf der Haut liegt, auch nach mehreren Wäschen nicht kratzt und dabei die gleichen funktionalen Eigenschaften der Temperatur- und Feuchtigkeitsregulierung aufweist, wie synthetische Funktionsfasern, z.B. Polyester. Außerdem lassen sich mit der feinen Merinofaser Schnitte realisieren, die die entsprechende Bekleidung nicht nur zu einem funktionalen sondern auch zu einem optischen Highlight macht.

Auch wir von der Alpinsport Basis sind von der Qualität und den Eigenschaften der Merinowolle überzeugt. Natürlich findet Ihr in unserem Sortiment die aktuellen Kollektionen der namhaftesten Hersteller von Merinobekleidung, wie Icebreaker , Smartwool, Ortovox oder Rewoolution

Im Folgenden möchten wir Euch die wichtigsten Eigenschaften und Vorteile der Merinowolle näher vorstellen:

Was ist Merinowolle?

Die Wolle wird aus dem Fell von Merinoschafen gewonnen, das ist eine Schafrasse, deren Wollvlies perfekt an extreme Klimabedingungen angepasst ist. Merinoschafe gibt es auf vielen Erdteilen, der Großteil der weltweit verbrauchten Merinowolle wird allerdings von neuseeländischen Schafen aus den sog. südlichen Alpen gewonnen.

Das Merinoschaf in voller Pracht

Merinoschafe haben eine besonders feine und gekräuselte Wolle.  Die Wollfasern sind sehr viel dünner und feiner als die der herkömmlichen Schafwolle. Im Vergleich zu herkömmlicher Schafwolle (30 – 50 Mikron) sind Merino-Wollfasern nur halb so dick (15 – 25 Mikron).

 

Wie wird Merinowolle gewonnen?

Heute werden Merinoschafe vor allem in Australien und Neuseeland gezüchtet. Zur Gewinnung der Wolle werden die Tiere geschoren. Es können durchschnittlich 2  bis 4 Kilogramm Wolle pro Jahr und  Tier gewonnen werden.

Das Merinoschaf im ´Querschnitt` (Quelle: www.icebreaker.com)

Die meisten namhaften Hersteller, die Merinoprodukte im Sortiment führen, wie z.B. Icebreaker, Ortovox, Rewoolution oder Smartwool, beziehen die Wolle nur von Schaffarmen, die sich gegen tierquälerische Maßnamen (wie z.B. das sog. Mulesing) während Aufzucht und Haltung ausgesprochen haben. Die strengen Richtlinien, die von den Farmern eingehalten werden müssen, werden von den Herstellern auf den jeweiligen Homepages kommuniziert und können dort nachgelesen werden ( z.B. http://de.icebreaker.com/Icebreaker-Ethics/how-we-treat-animals,de,pg.html ; http://www.ortovox.de/faserwelt/merino-wool ) .

 Welche Eigenschaften zeichnet Merinowolle aus?

  • besonders weich und trotzdem sehr beständig: Die Merino-Wollfasern mit einer Stärke von 15 bis 25 Mikron gehören mit zu den dünnsten verarbeitbaren Fasern. Zum Vergleich: Die Stärke eines menschlichen Haares beträgt ca. 50-100 Mikron, die menschliche Kratzgrenze liegt bei 25 Mikron. Zwar gibt es dünnere Faserdurchmesser, allerdings sind diese kaum mehr wirtschaftlich zu verarbeiten und bringen zum anderen auch nicht die notwendige Stabilität mit, die beim Bergsport benötigt wird. Merinowolle ist also so fein, dass Sie nicht kratzt und somit einen hervorragenden Tragekomfort bietet, sie ist gleichzeitig aber so robust, dass sie sich hervorragend für die Herstellung von belastbarer Outdoor-Funktionsbekleidung eignet.

 

  • temperaturregulierend:  Wollfasern bestehen zu ca. 80 % aus Luft.  Merino-Wollfasern sind stark gekräuselt und bieten in ihren Zwischenräumen viel Platz für Luft. Diese Luft dient als Isolationsschicht im Sommer wie im Winter und schützt vor Hitze und vor Kälte. Auch das Verhältnis zwischen Wärmerückhaltevermögen und Gewicht ist hervorragend. Die dünnen leichten Fasern wärmen wie ein dicker Pullover, tragen aber nicht so auf. Das bedeutet: Merinowolle wärmt wie der sprichwörtliche Norwegerpulli, wiegt aber nur soviel wie ein dickeres Longsleeve-Shirt.

 

  • feuchtigkeitsregulierend: Merinowolle kann über 33% ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich nass anzufühlen. Dabei bleibt die Faseroberfläche trocken, während die Feuchtigkeit in den Faserkern wandert. So fühlt sich Merinowolle, im Gegensatz zu Fasern auf der Basis von Polyester selbst im nassen Zustand warm und komfortabel an. Ist die Umgebungsluft warm, trocknet die Feuchtigkeit schneller, wodurch erfrischende Verdunstungskälte entsteht. Somit bietet Merino-Bekleidung nicht nur im Winter eine exterm effiziente Wärmeleistung, sondern auch im Sommer einen nicht zu unterschätzenden kühlenden Effekt.

 

  • geruchsneutralisierend: Bei von der Anstrengung leicht feuchter Merinowolle riecht man nach dem nächtlichen Auslüften kaum etwas. Ein Merinowoll-Unterhemd kann man mehrere Tage tragen, ohne seinen Hüttennachbarn tränende Augen zu bescheren. Das spart Platz, Gewicht und nicht zuletzt Nerven.

 

  • nachwachsender Rohstoff: Im Gegensatz zu synthetischen Funktionsfasern (z.B. Polyester), die auf der Basis von Erdöl hergestellt werden, wächst die Merinowolle am Merinoschaf jederzeit nach. Funktionsbekleidung aus Merinowolle zeichnet sich also durch eine besonders hohe Nachhaltigkeit aus.

 

Welche Vor- und Nachteile bietet Merinowolle im Vergleich zu synthetischen Funktionsfasern?

Wärmefaktor:  Wolle produziert auch Wärme, wenn sie feucht ist. Das hat mit den Molekülen in der Wollfaser zu tun. Der Prozess vollzieht sich, bis die Fasern mit Wassermolekülen gesättigt sind. (Bei der Aufnahme von Feuchtigkeit entsteht in einem exothermischen Prozess sog. Absorptionswärme. Wärmeenergie entsteht, wenn Wassermoleküle und polare Molekülgruppen der Fasern kollidieren. Durch die hohe chemische Energieleistung wird bei diesem Prozess ordentlich Wärme produziert.)

Stinkefaktor: Synthetische Funktionsfasern wie  Polyester besitzen unter dem Mikroskop eine sehr glatte Oberfläche. Dort kann sich der Schweiß gut ablagern, der dann bei der Zersetzung durch Mikroorganismen den unangenehmen Geruch entwickelt. Zwar können chemische Zugaben zur Kunstfaser wie z.B. Silber-Ionen  diesem Effekt entgegenwirken. Der Nutzen solcher Zugaben hält sich allerdings in Grenzen.

Die Wolle des alpinen Merinoschafes besitzt dagegen eine schuppige Oberfläche, auf der sich die Bakterien schwerer halten können. Das Keratin in der Wolle baut auf natürliche Weise übelriechende Bakterien auf der Haut ab und mindert somit die Geruchsentwicklung.

Merinofaser und Synthetikfaser unter dem Mikroskop (Quelle: www,icebreaker.com)

Weitere Vorteile:

  • Merinowolle knittert kaum, da die Faser sehr elastisch ist
  • Merinowolle nimmt Schmutz schlecht an
  • Merino ist ein natürliches Produkt, welches aus Keratin besteht. (dass auch in Haut, Haar und Nägeln zu finden ist).
  • Merinowolle ist biologisch abbaubar
  • Merinowolle kann sich nicht elektrisch aufladen und haftet damit nicht auf der Haut
  • Merinowolle besitzt einen UV-Schutzfaktor von mindestens 50,  Synthetikfasern können da nicht mithalten
  • Für den Grobmotoriker in jedem von uns nicht unwichtig: Im Gegensatz zu Kunstfaser ist Merinowolle nur schwer brennbar.

 

Nachteile gegenüber synthetischen Funktionsfasern:

  • etwas schwerer als künstliche Stoffe
  • trocknet etwas langsamer
  • Wenn man sich drauf konzentriert, kratzt sie dennoch ein bißchen mehr, als Bekleidung aus synthetischen Stoffen
  • Nicht unbedingt ein Nachteil: wie bei allen hochwertigen Textilien lohnt sich eine bewußte Pflege. Allerdings hält hochwertige Merinowäsche durchaus was aus und geht bei normalen Bedingungen in der Waschmaschine auch nicht kaputt. Trotzdem Pflegehinweise beachten!

 

Wann machen Mischgewebe Sinn (z.B. Merino und Lycra)?

Manchmal werden Merinofasern mit einem Minimalanteil von Lycra, einer synthetischen Elastan-Faser kombiniert. Auf diese Weise lassen sich die Stärken der Merino-Faser mit den positiven Eigenschaften der synthetischen Faser kombinieren: Das Gewebe wird durch einen Anteil von 3% LYCRA wesentlich dehnbarer und bietet somit noch größere Bewegungsfreiheit. Dabei werden die beiden Fasern nicht im klassischen Sinne als Mischgewebe verarbeitet: In einem aufwendigen Verfahren wird eine Sandwich-Konstruktion hergestellt, die dafür sorgt, dass auf der Haut reine Merino-Wolle zu liegen kommt.

Die Kombination der beiden Materialien Merinowolle und Lycra hat zwei bedeutende Vorteile: Zum Einen können noch feinere Garne verarbeitet werden, was den Tragekomfort noch einmal spürbar verbessert. Zum anderen ist es – dank der höheren Dehnbarkeit des Gewebes – möglich, die Merinobekleidung mit noch körperbetonteren Schnitten auszustatten.

Ultimativer Sitz dank eines geringen Lycra Anteils: Das Sprint LS Half Zip von Icebreaker

Für welchen Anwendungsbereich eignet sich welches Merino-Teil?

Funktionswäsche aus Merino-Fasern wird mittlerweile in den unterschiedlichsten Qualitäten produziert. Die Materialstärke wird in …g/m² angegeben, also z.B. 140 g/m², 200 g/m² oder 260 g/m².

Dünne Qualitäten (ca. 150 g/m²) mit einer geringen Wärmeleistung eignen sich eher für stark schweißtreibende Aktivitäten und lassen sich sehr gut  bei gemässigten Temperaturen einsetzen. Aber auch bei kühleren Bedingungen lässt sich Merinobekleidung in dünnen Materialstärken als Basisschicht mit tollem Tragekomfort bei Aktionen mit ordentlich Transpiration nutzen.

Das Short Sleeve Man von Rewoolution in einer Stärke von 140 g/m²

Gewebe in kräftigerer Qualität (ab 200 g/m²) eignen sich hervorragend als Isolationsschicht für den Winter oder im hochalpinen Gelände, weil sie zum Einen vor klirrender Kälte schützen können und dabei trotzdem sehr leicht sind, zum Anderen die geschilderten funtionalen Eigenschaften, wie Atmungsaktivität, Feuchtigkeitsregulierung und Geruchsneutralisierung aufweisen.

Kuschlig warm: Das Long Sleeve Women von Ortovox in einer Stärke von 240 g/m²

Wer die Vorteile der Merinowolle auf der eigenen Haut spüren möchte, der findet das passende Merinoteil für jede Form von Aktivität natürlich bei der Alpinsport Basis.

 

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