Das Beal Gully 7.3mm im Test
BY RICHARD
Mit einem Gewicht von nur 36 Gramm pro Meter ist das Gully 7,3 das leichteste Doppelseil auf dem Markt. Seine extreme Leichtigkeit und der niedrige Fangstoß machen aus dem Gully 7,3 ein Seil, dass nicht mehr vom Eis, dem Bergsteigen und anspruchsvollen Alpinklettereien wegzudenken ist. Wie alle Doppelseile von Beal profitiert das Gully 7,3mm von der UniCore-Technologie, bei der Mantel und Kern miteinander verwoben werden und wodurch Mantelrutsch effektiv verhindert und die Sicherheit auf diese Weise erhöht wird. Diese Argumente und der dennoch hohe Mantelanteil von 45% hatten meine volle Aufmerksamkeit auf das neue High-Tech-Halbseil von Beal gelenkt.
Seilhandling und das Sichern mit dem MicroJul von Edelrid:
Vorne weg sei zu erwähnen, dass es auf dem Markt momentan kein mir bekanntes zugelassenes Sicherungsgerät für diesen Durchmesser und die Nutzung in Halbseiltechnik gibt. Das von Edelrid konzipierte MicroJul für kleine Seildurchmesser ist laut Gebrauchsanleitung für die Nutung in Zwillingsseiltechnik von 6,9 – 7,8mm und für die Nutzung in Halbseiltechnik für Seile mit einem Durchmesser von 7,8 – 8,0mm geeignet.
Im Allgemeinen liegen die Gullies sehr gut in der Hand, lassen sich leicht aufnehmen, sind geschmeidig und haben dennoch auch nach längerem Gebrauch eine leichte aber keinesfalls störende Steifheit.
Das Vorstiegssichern mit dem vom Edelrid konzipierten Autotube für Seile mit niedrigem Durchmesser erfordert zwar anfangs etwas Übung, dann lässt sich allerdings mit dem MicroJul vergleichbar Seil ausgeben, wie mit jedem anderen Tuber. Das Gerät ist nahe zu konstruktionsgleich wie die herkömmlichen Tuber, nur befindet sich an der Stirnseite zum Karabiner eine tief geformte Einkerbung, in der im Falle eines Sturzes der Karabiner das Seil abdrückt, um so – quasi „automatisch“ – zu blockieren. Am unteren Teil des Gerätes befindet sich eine vorgeformte Daumenschlaufe, um das Gerät daran zu hindern beim Seilausgeben an den Karabiner gezogen zu werden und zu blockieren.
In unserem 6monatigen Testzeitraum habe ich mit dem MicroJul zwei längere Vorstiegsstürze im alpinen Gelände gehalten. Einen in Zwillingsseiltechnik in einen Bohrhaken und einen Sturz in Halbseiltechnik in einen Schlaghaken. Beide Male blockierte das Gerät zuverlässig, so dass sich Stürze auch mit diesen extrem dünnen Seilen problemlos halten lassen!
Das Nachstiegssichern hingegen funktioniert auch mit den für dickere Durchmesser geeigneten Tubern einwandfrei und es sollte wie bei jedem anderen Tuber lediglich darauf geachtet werden, dass der Nachstiegsstrang nicht über die seitliche Kante de sSicherungsgerätes läuft und dadurch die Klemmwirkung verhindert wird. Tipp: Um Seilausgabeprobleme an freihängenden Standplätzen zu verhindern einfach die Seilschlingen klein halten, um das Gewicht auf das MicroJul zu verringern!
Krangelneigung u. Knotbarkeit:
Beim Gully handelt es sich um ein geschmeidiges Halbseil mit leichter Steifigkeit, was sich positiv auf die Knotbarkeit und negativ auf die Krangelneigung auswirkt. So lässt sich ein Krangeln des Seiles z.B. beim Abseilen kaum vermeiden, das Krangeln bleibt aber immerhin noch in einem vertretbaren Rahmen.
Imprägnierung:
Das Gully 7,3mm kommt mit einer Kern-/MantelImprägnierung(Golden Dry) und Beal garantiert eine maximale Wasseraufnahme von 1,2%. Das Seil ist daher optimal für’s Eis- und Mixedklettern und auch für Gletscher geeignet. Bei stark wasserüberlaufenen Bedingungen im Eis schützt aber – wie das untere Bild zeigt – auch die beste Imprägnierung nicht vor Vereisung. Die Imprägnierung sorgt aber für eine höhere Langlebigkeit, geringeren Abrieb und hält Sand und Schmutz von den Fasern des Kerns ab.
Haltbarkeit/Verschleiß:
Einer Kern-/Mantel-Verschiebung wird durch die von Beal patentierte UniCore-Technologie zuverlässig vorgebeugt. Der hohe Mantelanteil von 45% soll dabei dem Kern mehr Schutz bieten. Unter Belastung zeigen sich bei genauer Betrachtung jedoch überraschenderweise die Kernfasern, sodass ein zuverlässiger Schutz des Kerns nur bedingt gewährleistet sein dürfte!
Bei Benutzung der Seile im Fels wird die Imprägnierung vergleichsweise schnell durch Abrieb geschädigt und die Mantelfasern pelzen schnell auf. Verglichen mit dickeren und somit robusteren Halbseilen zeigt das Gully durchaus mehr Verschleiß, was aber auch verständlich ist, wenn man den niedrigen Durchmesser und das extrem geringe Gewicht im Blick behält.
Gullies beim alpinen Felsklettern:
Diese Halbseile wurden von uns bereits nahezu eine ganze Saison im alpinen Fels getestet und haben sich dort auch durchaus bewährt! Bereits beim Zustieg fällt das geringe Gewicht der Seile auf und erleichtert dadurch das Gepäck spürbar! Durch den niedrigen Fangstoß eignen sich die Gullies mehr für anspruchsvolleres/selbst abzusicherndes Gelände, finden aber natürlich auch beim alpinen Sportklettern eine sinnvolle Verwendung. Durch den geringen Querschnitt und den vergleichsweise dünnen Mantel verschleißt das Seil im Fels schneller und weist auch eine geringere Reserve bei Kantenbelastung auf als dickere Doppelseilstränge.
Gullies im Eis und Mixedgelände:
Hier fühlt sich das Gully zuhause und erfüllt jedes Kriterium eines erfahrenen Alpinisten und Kletterers! Speziell im hochalpinen Mixedgelände, wo nicht gestürzt werden sollte und wo es auf eine solide Imprägnierung, einen geringen Fangstoß und vor allem auf jedes Gramm ankommt, ist das Gully 7,3mm eine hervorragende Wahl.
Fazit:
Das Beal Gully 7,3mm ist der ideale Begleiter im alpinen Mixedgelände und beim reinen Eisklettern, erfüllt aber auch bei großen alpinen Felstouren seinen Zweck!
Sowohl das Beal Gully 7,3mm als auch das für Seile mit sehr geringen Durchmessern geeignete Edelrid MicroJul findet Ihr natürlich bei der Alpinsport Basis .