Unsere Tour durch Wetterkante an der Wetterstein-Westwand
Am vergangenen Samstag sollte es nun wieder einmal soweit sein. Wir hatten uns die Wetterkante an der Wetterstein-Westwand ausgeschaut und wollten die knapp 1000 Meter hohe Wand durchsteigen. Das wäre ja alles nicht so dramatisch gewesen, doch nachdem wir am Samstag vorher schon dasselbe Ziel hatten und nach ungefähr 5 Stunden vergeblicher Suche nach dem Einstiegshaken wieder unverrichteter Dinge absteigen mussten waren wir dieses Mal wirklich unter Zugzwang und dem entsprechend auch nicht ganz entspannt. Dieses Mal mussten wir einfach den Einstieg finden – um es vorweg zu nehmen….wir haben Ihn gefunden.
Da wir allen anderen Seilschaften den Frust ersparen möchten, den wir und vor uns sicherlich auch schon einige andere Seilschaften erleiden mussten, möchte ich in diesem kleinen Bericht besonderen Augenmerk auf den Zustieg bis zum ersten Haken am Einstieg der Tour legen. Wir haben uns so gefreut als wir den Haken endlich gefunden hatten, dass wir beschlossen ihn einen sexy Frauennamen zu verleihen. Wir taufen den ersten Haken der Wetterkante also auf den Namen „Gertrud“. Im Folgenden findet ihr also eine Beschreibung für den Weg zu Gertrud.
Wir starten also um 5:03 am Parkplatz der Ehrwalder Almbahn und marschieren zügigen Schrittes in Richtung Osten auf der Fahrstraße in Richtung Ehrwalder Alm. Nach ca einer halben Stunde in der Dunkelheit erreicht man einen Abzweig nach links. Dieser Abzweig ist sehr markant und auch bei Dunkelheit zu finden, da dort eine Schranke vorhanden ist. Man zweigt also dort nach links ab und geht auf den Schotterweg. Man quert einen Bach, geht weiter bis auf der linken Seite ein großer Geräteschuppen kommt. Hier sieht man schon einen markanten Höhenrücken, auf den markante Tannen stehen. Man macht eine kurze Linkskurve und gleich danach eine Rechtskurve und erreicht eine auf der linken Seite des Weges stehende, nicht zu übersehende Doppeltanne (Tanne mit zwei Stämmen).
Es ist mittlerweile 5:45 Uhr. Genau dort biegt man zunächst weglos auf den mit Gras bewachsenen Höhenrücken nach rechts ab und erreicht nach ca 25 Metern einen kleinen Trampelpfad. Diesen kleinen Steig folgt man. Der Pfad ist manchmal fast nicht mehr zu erkennen, aber keine Sorge. Haltet euch einfach immer auf dem Höhenrücken, dann seit ihr absolut richtig. Man kommt weiter nach oben. Es liegen immer mehr umgestürzte Bäume auf dem Rücken. Diese umgeht man oder geht über sie hinweg, aber bleibt trotzdem immer weiter auf dem Rücken. Je weiter man nach oben kommt umso besser wird der Steig. Man kommt langsam in die Latschenzone und hat nun einen gut ausgetrampelten Weg. Diesen folgt man immer weiter. Dieser verlagert sich wenige hundert Meter vor dem Wandfuss auf die linke Seite des Höhenrückens und so erreicht man – wenn man flott unterwegs ist – nach ca 1,5 Stunden (ab Parkplatz) den Wandfuss links unterhalb des Höhenrückens. Wenn man in Richtung Höhenrücken schaut, sieht man direkt auf dem Rücken den ersten Steinmann, also wieder auf den Höhenrücken hoch. (Exkurs: Wir haben beim zweiten Zustieg auch einmal versucht bis direkt zum Wandfuss direkt auf dem Höhenrücken zu bleiben. Die Latschen werden da allerdings so dicht, dass dies nicht erfolgversprechend ist. Also wie besschrieben kurz vor dem Wandfuss auf dem Pfad auf die linke Seite des Höhenrückens folgen und dann eben durch Schotter wieder auf den Höhenrücken hoch zum Steinmann).
Oben auf dem Rücken am Wandfuss angekommen steht wie gesagt ein ganz markanter Steinmann. Außerdem steht ca 5 Meter rechts neben dem Einstieg noch ein ganz eindeutiger Felsturm wie er auch dem unten aufgeführten Bild zu sehen ist.
Am Einstieg der Wetterkante, kann man eigentlich Gurt etc. schon anlegen. Auf keinen Fall sollte der Helm fehlen! Folgt man der roten Linie auf dem Bild, erreicht man einen zweiten Steinmann.
Bisher war ja alles ganz einfach. Soweit waren wir bei unserem ersten Versuch auch problemlos gekommen. Doch jetzt begann die Suche nach Gertrud, dem ersten Haken der eigentlichen Klettertour. Um Gertrud zu finden haben sich im Nachhinein folgende Topos als sehr hilfreich erwiesen:
Auf dem Topo ist sowohl der erste Steinmann auf dem Höhenrücken eingezeichnet wie auch der zweite Steinmann den man eigentlich noch völlig problemlos erreichen kann. Doch dann wird es etwas kniffeliger. Vom 2.Steinmann geht man nach links einen Quergang unterhalb der eingezeichneten Platten entlang. Man geht den leicht ansteigenden Quergang bis man unterhalb des 4m langen Kamin-Risses ist (Kamin ist etwas übertrieben, er ist an der breitesten Stelle vielleicht 40cm breit). Wir sind dann noch 4-5 Meter weiter nach links geklettert, weil es da wesentlich einfacher ist als direkt durch den Kamin in sind dann oberhalb des Kamins wieder in die Tour zurückgegangen. Wenn man oberhalb des Kamins ist, passt das Topo hinsichtlich der Skalierung nicht ganz. Man geht erst leicht rechts haltend an einem Felsaufschwung vorbei, dann steht man auf einmal vor einem nach rechts oben verlaufenden Felsriegel. Man folgt diesem nach rechts oben und kommt dann in eine ziemlich schottrige Rinne die nach links oben zieht (am rechten Rand der Rinne geht es sich am Einfachsten) am Ende der Rinne liegt links noch einmal ein kleiner Steinmann. Dann geht man leicht nach rechts haltend weiter über sehr schottriges Gelände nach oben. Man geht dann so lange nach rechts bis man zu einem „Durchbruch“ bzw. Überquerung der Wetterkante kommt. Auf dem Topo ist dieser Punkt mit „gelber Ausbruch“ bezeichnet. Man sollte sich jedoch daran nicht so festbeißen, da es auf der Strecke bis dahin ungefähr 10 gelbe Ausbrüche gibt. Nach dem Ausbruch ist man auf der rechten Seite des Grates und in der ca 80 Meter breiten Schlucht. Jetzt steigt man weiter in der Schlucht auf und hält sich immer so weit wie möglich links am Grat. Es kommen ein paar Aufschwünge und irgendwann kommt man noch einmal in eine etwas kleinere Schlucht auf der linken Seite der großen Schlucht. Nun ist man Gertrud schon ganz nahe. Denn so langsam könnte man den unscheinbaren und nur ganz schwer erkennbaren letzten Steinmann erkennen, der den Einstieg markiert. Wenn ich mich richtig erinnere war der Steinmann auch ein bißchen gelb. Direkt ober ist unsere Getrud und erfreut jeden Alpinisten!
Wir waren so froh als wir den Einstieg beim zweiten Versuch dann gleich auf Anhieb gefunden hatten. Es war nun 7:13 Uhr. Man sollte also ruhig, wenn man den ersten Versuch unternimmt 2,5-3 Stunden für den Weg bis zur Klettertour einplanen.
Von Einstieg an sind die vorhandenen Topos die es hier gibt wirklich sehr gut.
Topo der Wetterkante bei www.bergprofi.com
Wetterstein Süd
Ich möchte daher nur noch ein paar Dinge festhalten, die mir für nützlich gewesen wären.
- 1.SL: Gleich bei der ersten Seillänge auch wirklich etwas nach links halten. Man erreicht einen Stand mit einem geklebten Verbundanker und einem Expressanker
- 2.SL: Hier wird es gleich etwas steiler und man sieht nicht sofort wo die Route entlang geht. Nicht entmutigen lassen. Eigentlich ist es im Wesentlichen gerade hoch. Es kommen zwei Haken und man kann zwischen den Plattenstellen auch immer gut was legen. Stand ebenfalls wieder aneinem geklebten Verbundanker und einem Expressanker
- 3 SL: Ein leichter Quergang (siehe Bild)
- 4.SL: sehr leicht über Schotterfeld aufsteigen. Auf Steinschlag achten. Empfehle diese Seillänge seilfrei zu gehen um Steinschlag durch nachziehendes Seil zu vermeiden.
- 5 SL: Man folgt der linken Seite des Grates und muss aber rechtzeitig über ein Schuttband nach rechts zum Stand queren sodass man unterhalb des riesigen Kamins den Stand machen kann. Hier ebenfalls wieder ein Verbundanker und ein Expressanker
- 6.SL: Man steigt durch den Kamin auf und muss beim ersten Klemmblock nach rechts rausqueren. Da ist der Stand.
- 7. SLVon dort geht man im Kamin weiter bis zu dessen Ende und hält sich in den dachartigen Riss in dem schon zwei Normalhaken stecken (Klemmkeil möglich!) und geht danach nach rechts.
- 8. SL: unschwierig relativ gerade halten
- 9. SL: unschwierig relativ gerade halten
- 10.SL: vom Stand zunächst leicht links haltend in einem zwei Meter Bogen nach rechts rausqueren (Normalhaken vom Stand sichtbar) und dann geradeaus hoch); sehr nette Seillänge.
- 11. SL: seilfrei
- 12. SL: Diese Seillänge sieht von unten eigentlich super lohnend aus. Sie zieht sich entlang des großen linken Piazrisses hoch. Im oberen Teil und insbesondere am Grat ist das Gestein aber wirklich sehr locker. Das PRoblem ist, dass der sicherer samt Stand voll in der Schussbahn liegt. Bei uns hat sich der Sicherer beim Einholen des Seils mit einer längeren Standschlinge festgemacht und ist ums Eck gegangen. Prompt ist auch ein Steinhagel abgegangen.
- 13.SL: seilfrei
- 14. SL sieht ziemlich beeindruckend aus. Sie geht in den markanten Riss hoch. Bis man dann irgendwann sich links halten muss und gerade zum Stand hochkommt. Alternativ dazu kann man sich aber auch rechts halten und einen lufigen aber absolut unschwierigen Quergang (1.NH steckt) gehen und dann wieder links über eine Schuttrampe nach oben zum Stand (hier wird der Seilzug dann aber richtig anstrengend). Stand am Ende einer Verschneidung mit Expressanker und Verbundanker
- 15. SL: unschwierig im Wesentlichen geradeaus
- 16. SL: Diese Seillänge soll mit dem Reitergrat die schwierigste SL sein. Irgendwie haben wir das aber nicht so empfunden. Der Aufschwung auf den Reitergrat ist vielleicht etwas kniffelig, aber hier stecken zwei Normalhaken und von oben kommt auch noch ein Fixseil. Den Reitergrat muss man auch nicht unbedingt „reiten“. Kurz nach dem Grat kommt eine plattige Stelle und dann der Stand mit einem Expressanker und zwei Normalhaken etwas oberhalb im Riss.
- 17. SL die letzte Seillänge die es sich noch einmal lohnt zu sichern
- 18-20. SL: seilfreies gehen am Grat bis zum Gipfel (zweimal etwas ausgesetzt)
Auf dem Gipfel angekommen, sieht man das Zugspitz-Blatt und auch die Zugspitze selbst im Nordosten. Man folgt jedoch dem Grat nach Südosten (rechts) für ca 5 Minuten. Dann kommt man an einem Köpfelschlingenstand an dem jede Menge alte Schlingen zusammengeknotet sind und auch ein Normalhaken eingeschlagen ist. Auch ein alter Karabiner zum Abseilen ist vorhanden. Mit 60m Halbseilen kommt man mit einmal Abseilen bis aufs Zugspitzblatt.
Von dort aus einfach entweder über’s Gaterl absteigen oder zur Zugspitzbahn aufsteigen.
Das wars….die Wetterkante!
In der Tour ist es immer von Vorteil als erste Seilschaft unterwegs zu sein, da es wirklich viele Situationen gibt, in denen man den Steinschlag quasi nicht vermeiden kann. Trotzdem kann man durch entsprechend vorsichtiges Gehen auf den Schuttfeldern auch viel Steinschlag vermeiden. Hier ist also im Sinne der Sicherheit für nachfolgende Seilschaften unbedingt Achtsamkeit angesagt.
….sie ist halt ein alpiner Klassiker im Wetterstein!
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