Tourenbericht Peru-Expedition Alpamayo & Huascaran
Peru-Expedition 2012 – Alpamayo & Huascaran
Land, Leute, Bergsteigen
Endlich ist es soweit. Vor ca. einem Jahr habe ich mich entschieden den Schritt von den Alpen zu den hohen Bergen zu wagen. Es sollte aber nicht gleich ganz weit nach oben gehen aber dennoch alpinistisch anspruchsvoll sein. So entschied ich mich für eine schwere 6000er Expedition in Peru. Das Ziel war der Alpamayo mit seinen 5947m und als Höhepunkt der Huascaran mit 6768m. Nun stand ich im Juli 2012, aufgeregt aber glücklich, dass es endlich losging, am Münchener Flughafen. Es standen erst mal 17 Stunden Flug auf dem Programm. Über Madrid ging es dann mit dem Flieger nach Lima, der Hauptstadt Perus. Hier merkt man gleich, dass man am anderen Ende der Welt ist. Alles ist total chaotisch, es wird andauernd gehupt und den Unterschied zwischen arm und reich sieht man in jedem Viertel.
Nach einer Nacht im Hotel machen wir uns gleich auf nach Huaraz, dem Bergsteigermekka von Peru. Erst die Panamericana entlang und dann Richtung Cordillera Blanca. Bis auf 4200m geht es hoch, bevor die Straße wieder nach unten zeigt und Huaraz immer näher kommt.
Zwei Nächte verweilen wir in Huaraz und schauen uns auf 4200m die Puja Raimondi, eine besondere Pflanzenart die nur alle 23 Jahre blüht und dann abstirbt an, um uns etwas zu akklimatisieren.
Dann geht es endlich los in Richtung Alpamayo. Schon die Hinfahrt und der Zustieg zum Basislager sind absolut beeindruckend. Eine abwechslungsreiche und beeindruckende Pflanzenwelt, wechselt sich mit den unterschiedlichsten Landschaften ab.
Im Basislager auf 4200m kommen leider die ersten Kopfschmerzen, nicht nur bei mir und wir bleiben dort erst mal zwei um uns an die Höhe zu gewöhnen.
Übers Moränenlager auf 4900m steigen wir in zwei Tagen ins Hochlager auf. Der Blick vom Sattel auf den Alpamayo ist unbeschreiblich. Kein Wunder, dass dieser als schönster Berg der Welt gehandelt wird. An dem Tag haben wir genügend Zeit und bauen in Ruhe unsere Zelte auf. Es ist fast windstill und warm, was es sehr angenehm macht. Die Akklimatisierung und das langsame Aufsteigen über mehrere Tage zeigt seine Wirkung. Mir geht es sehr gut und ich fühle mich fit. Der nächste Tag soll es dann zeigen, es geht über die Franzosenroute auf den Gipfel. Die Fixseile für den Aufstieg sind bereits installiert und wir müssen quasi „nur“ noch hochklettern. Allerdings beträgt die Steilheit der Route bis zu 70° im Blankeis, so dass auch der Aufstieg am Fixseil kräfteraubend ist.
Der nächste Morgen ist mal wieder wunderschön. Ein blauer, wolkenloser Himmel begrüßt uns. Wir steigen um 8 Uhr über den Bergschrund in die Tour ein. Die Wand ist südseitig ausgerichtet was auf der Südhalbkugel Schatten bedeutet. Zudem ist die Route nur 450m lang, so dass es recht schnell geht, auch wenn wir uns knapp unter 6000m befinden. Nach 2,5 Stunden erreichen Christoph und ich als erste und alleine den Gipfel des Alpamayo, der Rest folgt. Der Blick ist fantastisch. Nach einer kurzen Fotosession seilen wir wieder über die Route ab.
Am nächsten Tag versuchen wir noch zu viert eine Besteigung des 6040m hohen Quitaraju. Allerdings müssen wir auf halben Weg abbrechen, weil wir zu langsam im Vorstieg sind und zu wenig Sicherungsmittel dabei haben.
Anschließend geht es zurück ins Hotel nach Huaraz. Ein Tag zur Erholung wird uns gegönnt, dann geht es ab zum Huascaran. Diesen konnte ich bereits aus meinem Hotelfenster sehen, was für ein Eisglotz. Diesmal liegen vier Lager auf dem Weg zum Gipfel vor uns. Da wir aber bereits bestens akklimatisiert sind, steigen wir stetig von Lager zu Lager. Vom ersten aufs zweite Hochlager müssen wir den Canaletta-Eisbruch durchqueren. Hier heißt es früh unterwegs zu sein und schnell steigen. Die Seracs ragen hier in die Höhe und die zahlreichen Eisbrocken auf dem Weg weisen darauf hin, sich hier nicht allzu lange aufzuhalten.
Am frühen Vormittag erreichen wir das zweite Hochlager auf knapp 6000m. Hier ist die Luft bereits verdammt dünn und jede Bewegung fällt einem schwer. Wir bauen die Zelte auf und schlagen die Zeit im Zelt tot. Draußen ist es zwar sonnig aber verdammt windig und kalt. Am Abend ist die Enttäuschung aber erst mal groß. Der Huascaran Süd ist nicht möglich, der Normalweg zu gefährlich. Aber der Nordgipfel mit seinen 6664m sollte gehen, also doch nicht alles umsonst. An schlafen ist in der Nacht nicht zu denken, man liegt einfach wach und wartet, bis endlich der Morgen da ist. Der Wind tobt die ganze Nacht und ich schaue zwei Mal nach, ob meine Ausrüstung noch in der Apside liegt.
Dann geht es um 4 Uhr in eisiger Kälte und Höhensturm los. Ich bin in alles eingepackt, was ich nach oben mitgenommen habe, inkl. Daunenjacke und Expeditionsfäustlinge. Die erste Schlüsselstelle kommt gleich am Anfang. Ein ca. drei Meter hoher Bergschrund verhindert das Weiterkommen. Nur mit Fixseil und viel Kraft können wir diese überhängende Stelle überwinden.
Anschließend gehen wir in zwei Seilschaften, teils in recht steilem Gelände, in Richtung Gipfel. Am Vorgipfel angekommen freue ich mich schon, gleich am Gipfel zu stehen. Der Schein trügt aber, der Gipfelgrat zieht sich noch unendlich lang in Richtung Hauptgipfel. Völlig erschöpft kommen wir nach 7 Stunden Aufstieg am Gipfel an. Schnell ein paar Bilder und ein Gipfelvideo und schnell wieder runter. Der Wind weht in sturmstärke und es ist eiskalt.
Nach zwei Stunden stehen wir wieder im Hochlager, packen die Sachen zusammen und steigen noch bis zur Don Bosco Hütte ab, wo wir uns ein Bier und eine Nacht in einem Matratzenlager gönnen. Am nächsten Tag steigen wir dann ins Tal ab und fahren nach Huaraz. Nach insgesamt 23 Tagen und einer Gipfelfeier mit einem traditionellen peruanischen Essen bei unserem Bergführer geht es wieder nach Hause.